Anhaltender Epochenwechsel

von Thomas Hoof

Der 2016 verstorbene Historiker Rolf Peter Sieferle verstand unsere Gegenwart als »transitorische Epoche«, deren energetische Grundlagen im Vergehen begriffen sind. 1994 legte Sieferle seinen Großessay Epochenwechsel vor, in dessen Zentrum das gegenüber dem universalistischen Projekt des »Westens« widerständige Deutschland mit seinem Willen zum eigenen Weg steht. – Der nachfolgende Essay ist eine erweiterte und aktualisierte Fassung des Nachworts, das der Verleger Thomas Hoof der Neuausgabe des Epochenwechsel (zugleich erster Band der Sieferle-Werkausgabe im Landt Verlag) beigesteuert hat

Rolf Peter Sieferles Gesamtwerk entzündet sich an dem Erstaunen darüber, wie nach einer 12000jährigen, in allen kulturellen Großräumen der Welt sehr ähnlich und parallel verlaufenden Entwicklungsgeschichte agrarischer Zivilisationen plötzlich durch ein geographisch (England/Deutschland/Frankreich) und zeitlich (Ende des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts) winzig kleines Fenster ein fulminanter Ausbruch aus dieser scheinbar auf die Ewigkeit angelegten Form des Mensch-Natur-Stoffwechsels geschehen konnte. Er gelang in einer ganz unwahrscheinlichen Folge schneller, kleiner, positiv rückgekoppelter Verknüpfungen bereits bekannter technischer Elemente: kleine Wärmekraftpumpen, die den gespannten Dampf bei der Entwässerung von Kohlegruben in Arbeit brachten, größere Teufen im Untertagebau, mehr Kohle als Brennstoff und Trennmittel, mehr Durchsatz in der Eisenverhüttung, größere Wärmekraftmaschinen …

Gesprengte Grenzen

Der Ehrgeiz war zunächst ein begrenzter: Die großen Räderwerke trieben die Walzen und hoben die Gesehnkhämmer schon seit Jahrhunderten, aber begrenzt nach Maßgabe launischer, periodisch ermüdender Naturkräfte, die im Wind, in den Wasserspiegeln der Seen und Teiche sowie in der Zugkraft der Ochsen und Pferde auf- und abschwollen. Es ging also um die existentielle Dauerklage des Müllers, wie Wilhelm Busch sie überliefert hat. Mit der Kohle im Feuerraum seiner Dampfmühle konnte der Müller (der Prototyp des Fabrikanten, weshalb englische Fabriken immer »Mills« sind) nun mahlen ohne Unterlaß, oder er wechselte (weil der Bauer mit dem Korn noch weitere 150 Jahre nicht nachkommen konnte) die Werkzeuge, um statt zu mahlen nun pausenlos hämmern, walzen, biegen, schleifen und spinnen zu können.

In den ersten Dekaden des 19. Jahrhunderts begann das System zu fliegen. Ein technischer Take-off, der die universalgeschichtliche Bedeutung der neolithischen Revolution bei weitem übersteigen sollte, nachdem der Abflug durch drei Nachzündungen in eine noch steilere Steigung übergegangen war: Erstens durch die Elektrifizierung, die die aus dem Berg gebrochenen Kräfte über dünne Drähte bis in den letzten Winkel verteilte; zweitens dadurch, daß die als Brennmaterial nun massenhaft förderbare Kohle gleichzeitig das Material abgab für die vielfältigen Synthesen der Kohlenstoffchemie, die auch hinsichtlich der Werkstoffe die Emanzipation von der Natur und ihren hölzernen, ledernen, beinernen, hornigen, harzigen und mineralischen »Geschenken« ermöglichte; und drittens durch den Ersatz der mit Schwerstarbeit aus dem Berg herauszubrechenden Kohle durch das sprudelnde und strömende Erdöl (zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, in Amerika drei Jahrzehnte eher). Erst mit der Fluidisierung der Energiegrundstoffe hatte das Brechen, Wuchten und Stemmen, das Stauben, Qualmen und Rußen des Kohlezeitalters ein Ende und das Strömen setzte ein. Erst ab diesem Punkt schien die alte Welt der Arbeit wirklich zu Ende zu gehen und eine völlig neue zu entstehen, in der die Produktion des Lebensnotwendigen tatsächlich ihrem Ideal als einer »selbsttätigen Bewegung toter Körper« (Werner Sombart) zustrebte. Von Der unterirdische Wald (1982) bis zu Rückblick auf die Natur (1997) spannte sich dieser Bogen von Sieferles Forschungsinteresse. 2006 erschien mit Das Ende der Fläche. Zum gesellschaftlichen Stoffwechsel der Industrialisierung die Quintessenz jener mikrohistorischen und energiebilanziellen Detailerkundungen des »Europäischen Sonderwegs«, die Sieferle (in einem gleichnamigen Projekt unter Förderung der Breuninger-Stiftung) im Jahrzehnt davor angeregt und geleitet hatte. Es ist wichtig, diesen geschichtsmaterialistischen Kern der Sieferleschen Fragestellungen im Auge zu behalten, denn es ergaben sich daraus Feststellungen, die für alle seine weiteren Überlegungen zentral sind:

1. Das Industriesystem beruht auf dem Verzehr von Beständen, die nicht nachwachsen. Damit steht es logischerweise unter einem begrenzten zeitlichen Horizont. Es ist ein transitorisches System, das sich zwangsläufig noch einmal transformieren muß. Eine solche Transformation kann erfolgen, erstens, als ein Durchbruch nach vorn (zu völlig neuen Energiequellen) oder, zweitens, als Durchbruch nach unten oder hinten (also als ein Rückfall in das vergangene, solarenergetische Regime, unter dem sich die Menschheit Jahrtausende entwickelt hat und dem gegenüber die zweihundertjährige fossilenergetische Epoche auch ein singulärer Ausbruch gewesen sein könnte).

2. Das transitorische Industriesystem ist also in einer ständigen »Flucht nach vorn« hin auf seinen Transformationspunkt. Daraus folgt aber auch, daß alle die Selbstreflexionen, die diesen Prozeß begleitet haben und immer noch begleiten, alles das, »was immer wir in den letzten zweihundert Jahren beobachtet haben mögen, was immer Gegenstand soziologischer oder ökonomischer Theoriebildung gewesen sein mag, […] lediglich den Charakter eines Schnitts durch einen hochdynamischen Prozeß [hatte], der prinzipiell nicht von Dauer sein kann« (Rückblick auf die Natur, S. 161).

3. Funktionell verdichtet und vernetzt sich das Industriesystem nach dem Zweiten Weltkrieg und in einem weiteren Schub nach dem Zusammenbruch des Sowjetblocks zu einem systemischen Gebilde; die Finanz-, Energie- und Warenströme werden global, und die Infrastruktur der beteiligten Länder gerät funktionell ohne jede Redundanz in die Abhängigkeit ständig verfügbarer elektrischer Energie. Die Ausweitung der Kommunikation über ein weltweites Datennetz befördert die universalistischen Ideen einer Weltgesellschaft, eines globalen Dorfes, das seine Probleme auch nur mit einer »Global Governance« lösen könne. In seinem logischen Fluchtpunkt werde eine solche Weltgesellschaft, die die intermediären Instanzen von Nationen und Völkern ideell und real beseitigt habe, aber in einen extremen Partikularismus zurückschlagen, weil kollektive Identitäten sich dann in ihren Urformen naturwüchsig über familiäre Clan- und tribale Stammesstrukturen wiederherstellen würden. Ein Weltleviathan mag sich eine Reichskrone aufsetzen – er bleibt aber ein »Kaiser Ohneland «, denn in seinen nominalen Hoheitsgebieten herrscht der Behemoth. Deutschland hat Erfahrung mit dieser Lage.

Aufs Schlachtfeld der Geschichte

Das Erstaunen über diesen epochalen Durchbruch legt Fragen nahe: Welche Kräfte hatten sich da gesammelt, gestaut und schließlich Bahn gebrochen? Welche hemmenden Kräfte mußten zur Seite geschoben werden? Und mit einem Blickwinkel vom Ende des 20. Jahrhunderts ergibt sich immer auch die kontrafaktische Frage nach einer in der Vergangenheit als Möglichkeit verborgenen »Anderen Moderne« – eine Frage, die Sieferle schon in Fortschrittsfeinde? und dann noch einmal in seinem Buch Die Konservative Revolution hatte anklingen lassen. pochenwechsel schrieb er Anfang der neunziger Jahre unter dem Arbeitstitel »Schlachtfeld der Geschichte. Deutschland in der Zeit der Paradoxien«. Auf das historische »Schlachtfeld der Geschichte« des 20. Jahrhunderts begibt man sich, zumal in Deutschland, immer in einem Doppelsinn: Wer es als Historiker betritt, wird gleichzeitig zum Objekt der mißtrauischen Beobachtung durch argusäugige Meldegänger, die ein hochempfindliches Alarmsystem installiert haben, das anschlägt, sobald jemand die Gebote einer Critical Deutschness zu verletzen droht. In Deutschland von Deutschland zu reden heißt, entweder von Schmach und Entsetzen geschüttelt zu sein oder aber zu schweigen. Heute steuert die Sache allerdings langsam auf eine Pointe zu, insofern nämlich, als die Critical Deutschness offenbar nur ein Pilotprojekt für die nun platzgreifende Critical Whiteness war, so daß die Hardliner der permanenten Deutschlandmißbilligung die Erwartung hegen, den Propagandapferch bald von innen zu bestaunen, den sie bisher von außen so pflichtgerecht bewachten.

Deutschland, ein Gegenprogramm?

Eine deutsche Geschichte der letzten 400 Jahre ließe sich in nuce auch so schreiben: Ein Volk, das wie traumverloren durch die Geschichte wandert, die Idee eines Reiches als weltliche Schutzmacht des Christentums im Kopf, eine Idee, der es so lange und so selbst- und machtvergessen anhängt, bis die weitaus weltlicher gesinnten Nachbarn sein Gebiet während der Religionswirren im 17. Jahrhundert zum Tummelplatz ihrer Interessen machen und es dabei so total verwüsten, daß es fast auf den Stand der Naturalwirtschaft zurückfällt. Nur einhundert Jahre später allerdings bricht aus dieser Trümmerlandschaft – philosophisch, literarisch und musikalisch – eine Geisteseruption hervor, die in solcher Dichte weltgeschichtlich ihresgleichen sucht, lange nachhallt und bis heute nicht verklungen ist. Dem, was in der Nachbarschaft geschieht, schaut Deutschland aufmerksam und mit großem Staunen zu: Die Französische Revolution weckt eine nur kurze, schnell abkühlende Sympathie, die englische Nationalökonomie wird bewundert und ihre Theoretiker werden gelesen, bedacht, besprochen – und verworfen. Nicht auf den Wealth of Nations komme es an, sondern auf das Vermögen als den Inbegriff der Leistungsfähigkeit aller Schichten des Volkes: »überhaupt gar nicht mit Summen hat es die Nationalökonomie zu thun, sondern mit Quellen«. Diesem Satz Friedrich von Hermanns( aus Staatswirtschaftliche Untersuchungen, 1832) kann man gerade heute lange nachsinnen, ohne ihn voll auszuschöpfen. Und unablässig – von Schelling über Goethe, von Eduard von Hartmann bis zu Hans Driesch und Richard Woltereck – üben seine Biologen und Philosophen Widerstand gegen die »englischmechanistische Welt-Vertölpelung« (Nietzsche), so daß alle heutigen Versuche, aus den Sackgassen der Molekularbiologie und der Genetik herauszufinden (etwa durch einen biologischen Feldbegriff), dort wieder anknüpfen müssen. Und gegen Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem es sich auf Druck von unten und bei eher mürrischem Zutun seiner Fürsten zu einer Teilnation vereint hat, verfällt das dichtende und denkende Volk urplötzlich in eine »titanische Weltfreudigkeit« (Helmuth Plessner), in der die junge deutsche Industrie in kürzester Zeit die vorweggegangene englische blamiert und deklassiert. Es ist ein erstaunliches Volk: über alle Klassen und Schichten so einig wie kaum ein anderes. Seine Erwerbsbevölkerung ist die bestausgebildete der Welt, weil es nie einen Bruch zwischen Handwerk und Industriearbeiterschaft gegeben hat und weil eine Proletarisierung im engeren (englischen) Sinne ein Schrecken auch der Eliten war. Seine Chemiker, Physiker beherrschen ihre Disziplinen, und von den zwischen 1901 und 1940 verteilten Nobelpreisen für Chemie, Physik und Medizin geht ein Drittel an deutsche Forscher. Seine Elektro-, die chemische und die Metallindustrie setzen weltweit die Standards der Leistungsfähigkeit und der Innovation. Und das gehört selbstverständlich ebenfalls dazu, wenn sich auch der Critical Deutschness die Haare dabei extra steil sträuben: In den beiden folgenden Kriegen waren – nach dem im Ausland unbestrittenen, hier nur als Beispiel wiedergegebenen Urteil des englischen Historikers Eric Hobsbawm – die deutschen Armeen ihren Gegnern jeweils so »haushoch überlegen«, daß sie »die gesamten alliierten Koalitionen immerhin beinahe im Alleingang besiegten« (Das Zeitalter der Extreme, München 1995, S. 46, 49). Und diese Überlegenheit entsprang natürlich nicht einem »preußischen Kadavergehorsam «, sondern im Gegenteil hoher Selbständigkeit und Entscheidungsfähigkeit aller Ebenen, hohem Vertrauen zwischen Offizieren und Mannschaften und der überlegenen beruflichen Ausbildung auch des einfachsten Soldaten. Martin van Creveld hat nach dem Zweiten Weltkrieg die staunenmachende Kampfkraft der deutschen Heere im Auftrag der Amerikaner mit diesem Ergebnis untersucht. Es ist also ein in jeder Hinsicht kraftstrotzendes Volk, das da am Anfang des 20. Jahrhunderts die Welt- und die Weltwirtschaftsbühne betritt: Mit einer »Mischung von robuster Zeitgemäßheit, leistungsfähiger Fortgeschrittenheit und Vergangenheitstraum « (Thomas Mann) setzte es den Nervus rerum des sogenannten Westens in beträchtliche Erregung. Das Jahrhundert drohte zu einem deutschen zu werden. Deutschland erschien im 20. Jahrhundert also in bester Verfassung, und doch hatte es mentale Vorbehalte gegen den Weltkapitalismus, in den es da eintrat, weil es spürte, daß das nicht der »eigene Weg« war. Max Scheler ist diesem Zwiespalt in seinem Genius des Krieges und der Deutsche Krieg nachgegangen. Die deutsche Opposition hatte tiefreichende Wurzeln:

1. Der »Vergangenheitstraum«, den Thomas Mann oben anspricht, war kein sentimentales, schemenhaftes Trugbild, sondern ein lebendiges Gefühl: Die deutsche Separierung, der berühmte »Sonderweg«, begann im 13. Jahrhundert, wo er sich im Gegensatz der Ghibellinen und Guelfen zum ersten Mal abzeichnete. Was sich da gegeneinanderstellte, waren nicht nur die Parteien des Kaisers und des Papstes, der Staufer und der Welfen, sondern im Kern die überkommene hochmittelalterliche Formation aus »Reich, Adel, Stände« auf der einen und die aufkommende, frühmoderne aus »Zentralstaat, Kaufmannschaft, Geldwirtschaft« auf der anderen Seite. Johannes Barnick sagt zu Recht, daß Deutschland an dieser Weggabelung keinen Sonderweg eingeschlagen habe, sondern nur geradeaus gegangen sei, während seine Nachbarn abbogen, ihren Richelieus und Cromwells, ihren Staatsapparaten und stehenden Heeren entgegen. Noch über Jahrhunderte wurde Deutschland von seiner »Reichstümlichkeit«, der Vielgliedrigkeit seiner ständischen Korporationen, der Mannigfaltigkeit seiner Territorien und Lehen und einer altfränkischen, unkodifizierten, aber alltagswirksamen Sittlichkeit, kurz von einer ghibellinischen Atmosphäre getragen und geprägt. Dazu trat dann – durch Luther befestigt – ein Verständnis von Arbeit als einem Mittun an der Schöpfung und als einer Handreichung zu ihrer Vervollkommnung, deren Lohn in der »Gelungenheit« liege – ein himmelweiter Unterschied zu der Peitschenökonomie im Osten und der Wikingerökonomie im Westen, wie sich nicht zuletzt an den deutschen Aussiedlern zeigt. Überall in der Welt ließen sie sich nieder: im Baltikum, an der Wolga, am Schwarzen Meer, in Sibirien, in den Karpatenländern, in Ägypten, den USA, in Peru und Brasilien, und überall, wo sie erschienen, begründeten sie eine lokale deutsche Kultur, landbaulich, städtebaulich, schulisch … Und überall waren sie »Wirte«, die etwas gaben und dazutaten, völlig frei von parasitären Gelüsten.

2. Die spätromantische, in Deutschland geradezu mentalitätsund identitätsbildende Staats- und Gesellschaftsphilosophie etwa eines Adam Müller. Das Axiom dieser Philosophie: Jedes Volk und seine Kultur ist gewachsen, es ist ein morphologisches Phänomen der Gestaltbildung und folgt organischen Aufbau- und Entwicklungsprinzipien. Auch der Staat wächst durch solche gestaltbildenden Kräfte aus einem kulturellen Humus heraus. Das war natürlich die richtige Idee für ein Volk, bei dem ein Einheitsgefühl nicht aus der formalen Zugehörigkeit zu einer Nation, sondern, später als bei den anderen und gerade umgekehrt, die Nation aus dem Zusammengehörigkeits- und Einheitsgefühl erwuchs. Auch der heutige Ethnopluralismus ist ein spätes Echo der deutschen Romantik. Diese Haltung selbst ist ihrem Wesen nach »antihegemonial«, weil sie Nationen als »Gestalten« der Völker sieht und nicht als ausräumbare Lagerstätten aufstapelbarer Wirtschaftsgüter. Die Botschaft eines so gestimmten Volkes an die Nachbarn ist immer: »Laßt uns unsere Eigenarten! Wir achten auch die euren. Laßt uns in Ruhe.« Das war die Lage unter der Großgewitterfront im August 1914. Der Erste Weltkrieg begann. Er wäre im Winter des Jahres 1916 mit einem deutschen Sieg und dem Friedensangebot der Mittelmächte zu Ende gewesen. Dann brach ein Expeditionskorps der USA mit einer Million Soldaten nach Europa auf. Die deutsche Westfront hielt auch dieser alliierten Verstärkung stand. So endete der Krieg in allgemeiner Erschöpfung erst 1918 nach einem moderaten Friedensplan des US-Präsidenten. Es folgte der Versailler Vertrag, den Gregory Bateson »einen der größten Ruchfälle in der Geschichte unserer Zivilisation« nannte, der »unvermeidlich zum Zweiten Weltkrieg« und zur »vollkommenen Demoralisierung « sowohl der Deutschen als auch der Alliierten führte.

Zwanzig Jahre später

In der von Sieferle aufgeworfenen metabolischen Existenzfrage der modernen fossilenergetisch-industriellen Gesellschaft, ob am Ende des fossilen Zeitalters ein »Durchbruch nach vorn« oder ein »Rückfall nach hinten« erfolgt, erscheint der Durchbruch nach vorn von Jahr zu Jahr irrealer. Das Ende der fossilenergetischen Epoche ist nicht mehr nur, wie Sieferle das tat, logisch, sondern mittlerweile empirisch und damit auch zeitlich zu bestimmen. Die Industrie-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des letzten Jahrhunderts kann kurzerhand erklärt werden aus einem einzigen Zahlenpaar: Die in dieser Zeit mobilisierten fossilenergetischen Kräfte verursachten monetär einen Aufwand von fünf bis acht Prozent der Gesamtkosten der materiellen Produktion, entfalteten aber eine »Produktionsmächtigkeit« (einen tatsächlichen Beitrag zum Produktionsergebnis) von 60 bis 80 Prozent. Dieser Differenz entsprangen der Massenwohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg, der langjährige soziale Frieden (und geistesgeschichtlich auch das Scheitern der Marxschen Verelendungstheorie und des bis Anfang des 20. Jahrhunderts durchaus virulenten Malthusianismus). Die wohltätige Lücke schließt sich allerdings, denn die Vor- und Zurichtungen der Energiegewinnung, -umwandlung und -verteilung beanspruchen energetisch (nicht monetär) zur Zeit etwa 55 Prozent der Bruttoenergieproduktion aus Erdölen. Diese Rate des systemischen Eigenverbrauchs wächst mit jährlich zwei bis drei Prozent wegen des steigenden energetischen Aufwands in der Ausbeutung der großen nahöstlichen »Best-First-Felder« (Watercut bei 90 Prozent), der Erschließung und Nutzung geologisch entlegenster neuer Felder (Deep Water, Arktis, Fracking usw.) und der Abzweigung großer fossiler Kapazitäten für das Roll-out von EEGVerfahren (Photovoltaik, Windenergie), die zur Zeit Energiesenken darstellen, wie man leicht an der monetären Gesamtbilanz der deutschen EEG-Förderung sehen kann (Input: 22 Mrd. Euro Einspeisevergütungen plus Marktprämien; Output: 2 Mrd. Euro an Stromerlösen). Eine einfache Zinseszinsrechnung zeigt, daß bei einer weiteren Eigenverbrauchssteigerung um jährlich 2,5 Prozent das Energiesystem sich gegenüber seinen Erträgen in spätestens zwanzig Jahren selbstverzehrend verhalten wird. Es liefert dann eben keine Mengen mehr, die für eine konsumtive oder investive Verwendung zur Verfügung stünden. Das ist die Situation am Vorabend eines wirklichen, weil nicht nur geistig-mentalen, sondern materialen Epochenwechsels, der eben nicht nur die Ideen der Menschen tangieren wird, sondern den Boden, auf dem sie stehen, ins Beben bringt. Im Verlauf der nächsten zwanzig Jahre wird sich eine industrielle Muskelatrophie einstellen und, fast schlimmer, ein schneidendes Bewußtsein dieser einsetzenden Schwäche. Nicht schwer vorauszusagen, daß damit auch alle Auswege in eine Energiegewinnung aus historisch noch tieferen Schichten der kosmischen Evolution, aus den atomaren Speichern mittels Kernspaltung oder Kernfusion verstellt sein werden. Wer seine Muskeln schwinden fühlt, stürmt nicht mehr ins Hochgebirge, ganz abgesehen davon, daß kerntechnischer Kraftwerksbau materiell und funktionell natürlich große Mengen an investiv verfügbarer Energie zur Voraussetzung hat. Und in dieser Situation lauschen wir nun einem universalistischen politmedialen Moralsingsang, der uns auffordert, auch die letzten institutionellen und habituellen Hemmnisse dieser hundertjährigen »Flucht nach vorn« beiseite zu räumen und mit allem Vergangenen endlich Schluß zu machen: mit Nationen und ihren Grenzen, mit Familien und ihrer Tragfähigkeit, mit Geschlechtern und ihrer Komplementarität, mit der Anhänglichkeit an Vorfahren und der Verantwortlichkeit für Nachfahren, mit allem Eigensinn und aller Eigenart und allem Willen zur Selbstbehauptung, also all den furchtbaren Flüchen der Vergangenheit. Erst dann könnten unter einem »Global Government« die nicht mehr in Nationen und Stämme geschiedenen, divers pigmentierten und einen unbegrenzten Reichtum an wählbaren Geschlechtlichkeiten genießenden, dionysischen Menschlein ihrer Tanzfreude nachgehen. Die Sonne würde über ihnen lachen und der Wind sie umbrausen, und beide zusammen würden auch die Akkus ihrer Mobilgeräte und ihrer selbstfahrenden Kabinenroller laden; widrigenfalls aber würde der Himmel sich erbosen und die Wüsten nach Norden rücken lassen und die Gletscher nach Süden, und die Fluten würden steigen bis hinauf zum Kahlen Asten. Es gibt – unmöglich, das zu bestreiten – eine globalistisch orientierte »Elite«, die die »Five Free Flows« des US-Strategen Thomas Barnett endlich ungehemmt von anders orientierten, qumrliegenden nationalen Kräften herstellen möchte: den global freien Fluß erstens von Krediten, zweitens von Menschen, drittens von Energierohstoffen, viertens von Sicherheit und fünftens von Lebensmitteln. Und es gibt ein städtisch-metropolitanes Geistesproletariat, das sich einbildet, von dieser globalistischen Elite schon kooptiert worden zu sein, wenn es eine befristete halbe Stelle »im Medien- oder im Web-Bereich« oder ein Stadtratmandat bei den Grünen ergattern konnte. Beide zusammen sind in einen »entropischen Furor« geraten und predigen allen Ernstes die Zerstörung von allem Gestaltförmigen, allem, was aus eigener Kraft stehen kann, allen Strukturen, die etwas tragen könnten, allen Kompetenzen, die im Nahbereich wirksam werden könnten, aller Produktivität, die aus Gegensätzen entspringt, allen materiellen und kulturellen Reserven, die im Notfall mobilisiert werden könnten. In Deutschland hat das die Züge einer Selbstdestruktion in veitstänzerischer Intensität angenommen: Das Bildungssystem macht 50 Prozent eines Jahrgangs zu Akademikern, von denen wiederum die Hälfte völlig kompetenzfrei, aber mit Ansprüchen auf den Arbeitsmarkt drängt; das Handwerk als Basis dieser technischen Gesellschaft trocknet mangels Nachwuchs aus. Die Energiewirtschaft ist zerrüttet, die Automobilbranche wird es derzeit. Energiepolitisch herrscht der reine Aberwitz. Atomkraft: Ausstieg! Kohle (die einzige fossile Spielverlängerungsoption): Ausstieg! – trotz großer Reserven an Braun- und Steinkohle und eines immensen Kohleveredelungs- Know-hows bei der Ruhrkohle AG; EEG-Elektroenergie: Ausbau!, obwohl es keine energiepositiven Erzeugungskapazitäten gibt und Speicherkapazitäten nicht einmal auf dem Papier. Verbrennungsmotoren bei Automobilen: Ausstieg gefordert, obwohl gleichzeitig die Kraftstofferzeugung aus Elektrizität, Wasserstoff und Kohlendioxyd (Power-to-Gas/Methanisierung) als kommende Verbrennungstechnologie kräftig gefördert wird. Und schließlich eine Einwanderungspolitik, die Wirtschaftsmigranten zu Flüchtlingen umetikettiert und behauptet, »Fluchtursachen beseitigen« zu wollen, die sie aber in den Herkunftsländern sucht statt im selbstgemachten Asyl- und Sozialrecht, wo sie allein zu finden sind und leicht zu beseitigen wären. Jeder Afrikaner, der die deutsche Grenze überschreitet, hat im gleichen Augenblick einen Anspruch auf 1 000 Prozent der Menge an technischer Energie, die ihm in Afrika zur Verfügung stand. Dieses Gefälle ist die materielle Fluchtursache. Es läßt sich allerdings beseitigen: entweder durch die Afrikanisierung Europas oder durch die Europäisierung Afrikas, aber nicht mit ein wenig mehr »Fernstenliebe«, wie es seitens der moralischen Universalisten angeregt wird, was stark an die von Sieferle getadelte Neigung erinnert, alle politischen Existenzfragen in den Begriffen der Sonntagsschule abzuhandeln. Eine Einwanderungspolitik der offenen Grenzen ist in der Tat der spitzeste Angriff auf die Existenzfähigkeit einer noch produktiven, weil homogenen Gesellschaft, in der nämlich, um mit Arnold Gehlen zu sprechen, die seltene Gunst einer »wohltätigen Fraglosigkeit« eines »Immer-schon-Verständigtseins« herrscht, deren überragende Bedeutung für Leistungsfähigkeit und Lebensqualität man erst bemerkt, wenn sie – wie jetzt in Deutschland – schwindet. Das, was etwa der Journalist Thomas Schmid bei Sieferle als einen »antiuniversalistischen Furor« wahrnimmt, ist nichts anderes als eine äußerst kühle, wohlbedachte Abwehr des »entropischen Furors«, dem die naiv-kosmopolitischen Famuli in Politik und Medien verfallen sind. An welche der zur Begründung eines Global Government herangezogenen »globalen Herausforderungen und Bedrohungen« wir auch immer denken (Energieverarmung, Klimaveränderung, Bodenerosion und -verarmung, Saatgutverluste), und auch wenn wir akzeptieren, daß diese katastrophenträchtigen Entwicklungen überhaupt globale Ursachen haben, so wird ihr Einschlag logischerweise doch immer nur in lokaler und zeitlicher Bestimmtheit erfolgen: in einem bestimmten Land, auf einem bestimmten Boden, in einem bestimmten Klima, in Gesellschaften, die noch Vorräte an Fossilenergien haben, oder anderen, die sie nie hatten. Und es wird von der Resilienz der bestimmten Menschen in diesen Lokalitäten abhängen – von ihrer Spannkraft, ihrer Elastizität, ihrer Strapazierbarkeit, ihrer Fähigkeit zu technischer Konversion –, ob sie diese Einschläge überleben oder darin untergehen. Allein der Themenwechsel von der (thermodynamisch bestimmbaren) kommenden Energieverarmung zu der in einem erwiesenermaßen fehlerhaften Modell prognostizierten »Klimaerwärmung « ist ein Indikator dafür, daß die Mobilisierung lokaler Kräfte und lokaler Ressourcen und eine lokale Verminderung der extremen Systemfragilität globalpolitisch unerwünscht ist. Die offene Ankündigung einer Energieverarmung würde lokale Regsamkeit und Tatkraft erwecken, die Ankündigung einer »globalen Erwärmung« – bei der die Modellbauer auch dadurch im Ungefähren bleiben, daß sie eine intermittierende deutliche Abkühlung nicht ausschließen – kann nur Apathie bewirken. Sieferle hatte diesen Gegensatz zwischen »universalistisch-kausalen« und »partikularistisch-reaktiven« Strategien schon in Epochenwechsel gegeneinandergestellt, wobei in der zweiten Variante die sich zuspitzenden Ressourcen- und Umweltprobleme zum Anlaß einer »Ausfaltung von eigenständigen, zur Selbstbehauptung fähigen kulturellen bzw. sozialen Einheiten« würden.

Die Gegenkräfte

Aber die Heilung der Welt aus ihrer administrativen Vereinigung (von Governance zu Government) ist auch aus anderen Gründen ein Projekt von gestern: Geopolitisch ist es in den letzten zwei Jahren im Nahen Osten endgültig gescheitert. Der von Putin auf der Münchener Friedenskonferenz 2007 angekündigte Widerstand gegen die von den angelsächsischen Oligarchien strategisch anvisierte unipolare Weltordnung ist organisiert und wirksam geworden. Die Russen haben das Projekt im Verein mit dem Iran und China in Syrien endgültig gestoppt. Die Niederlage »des Westens« bei dem Versuch, Syrien als einen weiteren, noch nicht kontrollierten »Gap«-Staat wie Libyen ins Chaos zu stoßen, ist eine echte Kehre. In dieser energielogistisch so bedeutsamen Region wird nun ausgerechnet der verfemte Iran mit seinem im Irak sowie in Syrien und Katar gewonnenen Einfluß zur kommenden Ordnungsmacht. Die militärtechnischen Zugewinne Rußlands – erzielt in kürzester Zeit und mit einem Bruchteil der Mittel, die der militär-industrielle Komplex der USA für ein waffentechnisches Projekt zu verschlingen pflegt – machen zusammen mit den währungspolitischen Machtmitteln Chinas beide Staaten zu einer realen Vetomacht auf dem Globus. Die sich damit ankündigende mehrpolare Weltordnung wird viel Ähnlichkeit mit Carl Schmitts Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte haben. Das »Interventionsverbot für raumfremde Mächte« kommt aber auch noch von ganz anderer Seite: aus dem Innern der USA, die ihre beträchtlichen Kapazitäten seit 1914 in den Dienst eines Interesses an einer unipolaren Weltordnung gestellt haben, wofür man außer »Herrschsucht« ein eigentlich nationalstaatliches Motiv spätestens seit 1989 nicht mehr finden kann. Die Fähigkeit, einige Jahrzehnte lang die »Terms of Trade« zu bestimmen, war wahrhaftig kein Ausgleich für die Irrsinnsaufwendungen, die die USA aufgrund der achtzig Kriege stemmen mußten, in die sie seit Anfang des 20. Jahrhunderts verstrickt waren. Die Wahl von Donald Trump war auch ein Ausdruck des innerstaatlichen Widerstands gegen die Instrumentalisierung der USA zu welthegemonialen Zwecken – und dies ganz unabhängig von der Frage, ob mit Trump der Bock zum Gärtner gemacht oder tatsächlich der Gärtner als Gärtner gewählt wurde, den das USEstablishment nun wiederum mit allen Mitteln zum Bock zu machen trachtet. Trumps Wahl war in beiden Fällen Teil des »populistischen Backlash«, mit dem sich in allen westlichen Ländern die schweigende Mehrheit zurückmeldet und einen Kulturkampf annonciert zwischen der Welt der täglichen Arbeit und der des dauermoralischen, kosmopolitischen Räsonnements. Aber es zeigen sich darin natürlich auch Rißbildungen innerhalb der US-amerikanischen Finanz-, Industrie-, Verwaltungs- und Militäreliten ab, die entweder einer hegemonialen oder einer nationalstaatlichen Logik des Staatshandelns der USA zuneigen und offensichtlich dabei sind, sich antagonistisch zu formieren.

Konspirationskundlicher Nachtrag – Herbst 2020

Es gibt eine merkwürdig ungreifbare globalistische Formation, die innerhalb und außerhalb der nationalen und übernationalen Institutionen wirkt und als Organisator der Staatenfinanzierung mit sehr viel Erfolg Politikgestaltung aus dem Hinter- und Untergrund betreibt, und zwar mit den Mitteln der medialen Propaganda, des banalen Lobbyismus, der Intrige, der Bestechung, der mafiösen Einschleusung und eines globalen Klientelismus, der Gefolgsleute gern auch mit Staatsämtern gratifiziert. Ihr Wirken wird unter Managern, die damit zu rechnen haben, nie bestritten, aber immer beschwiegen. Allerdings bilden diese Verschwörungspraktiker keinen monolithischen Block – auch hier gibt es zwei teil- und zeitweise gegeneinander arbeitende Fraktionen. Diese Vermutung ist von einem völlig glaub- und vertrauenswürdigen Zeugen vor kurzem bestätigt worden, nämlich von Immanuel Wallerstein, dem 2019 verstorbenen, zu Lebzeiten gut vernetzten Doyen der »Weltsystemforschung«: Das globalistische Lager (von ihm der »Geist von Davos« genannt) sei tief gespalten: »Eine Gruppe befürwortet unmittelbare und langfristige Repression und hat ihre Mittel in den Aufbau einer bewaffneten Organisation gesteckt, um die Opposition zu zerschlagen. Es gibt aber auch eine andere Gruppe, die Repression auf lange Sicht für unwirksam hält. Sie befürwortet die Lampedusa-Strategie, alles zu verändern, damit alles beim alten bleibt. Man spricht von Meritokratie, grünem Kapitalismus, mehr Gerechtigkeit, mehr Vielfalt und einem offenen Ohr für die Rebellischen – alles aber im Geiste der Abwendung eines Systems, das auf mehr Demokratie und Gleichheit beruht.« (Immanuel Wallerstein: u. a.: Stirbt der Kapitalismus? Fünf Szenarien für das 21. Jahrhundert, Frankfurt am Main 2014, S. 45) Das ist hochentzündlicher Stoff: Es gibt also unter den »Besten der Besten«, die sich alljährlich in Davos als Weltwirtschaftsforum in Sorge um das Wohl der Welt versammeln, eine militante, gewaltbereite Fraktion, die eine Privatarme »zur Unterdrückung der Opposition« aufgebaut hat und unterhält – was eigentlich den Verdacht wecken sollte, das Weltwirtschaftsforum sei eine »kriminelle Vereinigung« oder biete einer solchen zumindest Unterschlupf. Statt dessen treten bekanntlich alle möglichen Staatschefs dort als Gastredner auf. Das nächste Treffen des Weltwirtschaftsforums in Davos sollte unter dem Motto »The Great Reset« im Januar 2021 stattfinden. Es ist abgesagt, womöglich weil die Spaltung im »Lager von Davos« sich zu einer ernsten Zwistigkeit vertieft. Das Jahr 2020 könnte jedenfalls als eines der Überstürzung in die lange Geschichte der globalistischen Umtriebe eingehen, denn … 1. … es war tatsächlich tollkühn, eine »Pandemie« medial loszutreten, und das nur wenige Monate nachdem das Weltwirtschaftsforum und die Gates-Stiftung dazu eine »High- Level-Exercise-Simulation (Event 201)« vorgelegt hatten. Die »Seuche« trat durch oktroyierte Gesichtsmasken in Erscheinung, aber nicht in den Sterbetafeln der Statistiker. Dort blieb sie spurenlos. Die folgsamen Medien nagelten das Thema zwar auf ihren ersten Seiten fest, lösten aber gerade damit eine Welle von Skepsis, Zweifeln und verstärktem Verdacht aus. 30 Prozent der deutschen Bevölkerung rechnet laut einer im August dieses Jahres durchgeführten Umfrage der Konrad- Adenauer-Stiftung mit der Tatsache konspirativer Umtriebe, in die angesichts der Corona-Akteure dann aber auch die eigene Regierung verwickelt sein muß. 2. … die Black-Lives-Matter-Krawalle in den USA sind so offensichtlich von außen initiiert und gesteuert, daß damit auch die oben angesprochene Rolle von Donald Trump geklärt wird: Er ist nicht eingebunden, sondern tatsächlich »Gegenpartei «. Aber die Diskreditierung des amtierenden Präsidenten durch ein initiiertes und simuliertes Bürgerkriegsspektakel entlang der Rassenlinie ist ein extrem waghalsiges Manöver mit hohem Selbstschädigungspotential. Die Furcht vor einer zweiten Amtszeit Trumps, in der der Präsident – von taktischen Wiederwahlkalkülen befreit – handeln kann, ist offenbar übermächtig.

3. … der Versuch, Weißrußland in einer weiteren »Farbenrevolution « zu kolorieren, ist auf eine geradezu blamable Weise mit dem Ergebnis gescheitert, daß das Land sich in die russische Konföderation zurückbindet. So inkompetent haben sich Planer und Exekutoren noch nie gezeigt. Da waren zittrige Hände tätig. ◆

Thomas Hoof

geb. 1948 im Münsterland. 1988 Gründung des Handelsunternehmens Manufactum; heute Verleger (www.manuscriptum.de),
Landwirt und Lebensmittelerzeuger (www.essbare-landschaften.de)

No. 6 | 2020

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