Die Bundessprecherin der AfD im exklusiven Cato-Gespräch über Brandmauern, Rechts und Links und die Selbstermächtigung der Exekutive
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»Ich habe als Volkswirtin sehr früh gemerkt, daß der CDU der wirtschaftliche Sachverstand fehlt.«
Frau Dr. Weidel, Sie sind 1979 geboren, haben ein Doppelstudium der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre als Jahrgangsbeste abgelegt, haben Begabtenförderung von der Konrad-Adenauer-Stiftung und ein DAAD-Stipendium in China bekommen, Sie sind vom Bundesbildungsministerium gefördert worden. Ihre Doktorarbeit in Volkswirtschaftslehre über die Zukunft des chinesischen Rentensystems ist mit magna cum laude benotet worden. Sie haben für Goldman Sachs und Allianz Global Investors gearbeitet und sich dann doch entschlossen, Politikerin zu werden. Sie sind dann 2013 in die AfD eingetreten. Warum nicht in die CDU? Also in die Partei, die in Deutschland, anders als die SPD, immer noch für Wirtschaftskompetenz steht.
Ich habe als Volkswirtin sehr früh gemerkt, daß der CDU der wirtschaftliche Sachverstand fehlt. Ich bin als Währungsökonomin mit einer kleinen Aufsatzveröffentlichung, die ich in China geschrieben habe, schon 2009, als die ersten Rettungspakete beschlossen wurden, gegen den Euro zu Felde gezogen und habe darin hergeleitet, warum Währungsräume, zusammengeschnürt über verschiedene Volkswirtschaften, noch nie funktioniert haben und auch gar nicht funktionieren können und früher oder später zu einem Zusammenbruch des Währungssystems führen. Die Gründung des Euro habe ich damals schon für falsch gehalten, und die AfD in Deutschland ist damals die einzige Partei gewesen, die eurokritisch aufgetreten ist. Und das hat mir sehr gut gefallen.
Helmut Kohl hat die D-Mark gegen den Euro getauscht, und Angela Merkel hat den Euro in den Euro-Finanzkrisen 2007 und 2008 vehement verteidigt, angeblich zum Wohle des deutschen Volkes.
Bei Angela Merkel ist es pure Machtpolitik gewesen. Sie hat die Finanzkrise zur Ermächtigung der Exekutiven genutzt. Frau Merkel war eine eiskalte Machtpolitikerin, also nicht nur in dieser Frage, sondern in allen Fragen auch: geldpolitisch, energiepolitisch und migrationspolitisch. Die erste grüne Kanzlerin.
»Frau Merkel war eine eiskalte Machtpolitikerin.«
Denken Sie, daß der Euro auf Dauer nicht überleben wird?
Der Euro wird keinen Bestand haben, es sei denn, Sie haben eine Zusammenführung der Haushalte. Und die Zusammenführung der Haushalte kann es nur geben, wenn es kein nationalstaatliches Gefüge mehr gibt. Das können Sie machen. Aber das kann natürlich kein Ziel sein. Oder Sie verstecken die Transferleistung überall, wie es heute auch gemacht wird, in TARGET-Salden, in verschiedenen Rettungspaketen und in Schulden, die prolongiert werden.
Sie sind 1979 geboren, in Gütersloh in Nordrhein-Westfalen. Sie sind mithin Westdeutsche. Sie waren erst zehn Jahre alt, als die Mauer gefallen ist, werden aber wohl zumindest die Fernsehbilder gesehen haben. Richtig?
Richtig. Ich habe den Mauerfall recht bewußt mitbekommen, auch in Gütersloh.
Sie sind also ein Kind der deutschen Einheit. Für Sie ist ein ungeteiltes Deutschland ganz selbstverständlich. Wie ist Ihr emotionales Verhältnis zu Ostdeutschland?
Mein Vater hatte privaten Kontakt durch eine Vereinigung in die damalige DDR, und ich konnte nach der Maueröffnung mitreisen. Wir haben eine Familie besucht, bei der wir untergebracht waren. Es war zwar Winter, aber in der Wohnung war es trotzdem viel zu warm, und mir fiel auf, daß man die Heizung nicht abstellen konnte. Und es war rundherum alles alt. Es war eine zerfallene Infrastruktur. Und aus meiner damaligen Perspektive und wohlbehütet aufgewachsen, habe ich mich gefragt, warum das so ist und wie man so überhaupt leben kann. Mein Vater hat mir das dann alles erklärt. In einer Planwirtschaft gibt es keine definierten Eigentumsrechte. Wenn allen alles gehört, dann gehört niemandem etwas. Wenn es also keine Eigentumsrechte gibt, dann wird nicht investiert. Wenn nicht investiert wird, dann ist die Überlebensdauer von Immobilien maximal achtzig Jahre. Und das ist auch die Überlebensdauer eines jeden sozialistischen Systems.
»Ich konnte 68er-Lehrer mit Birkenstock-Latschen
nicht für voll nehmen.«
Die UdSSR hat nicht einmal achtzig Jahre gehalten.
Richtig. Und was in der Aufarbeitung der DDR immer geflissentlich weggelassen und verklärt wird: Die Wiedervereinigung war nicht in erster Linie eine große diplomatische Kunst. Das wird uns immer als solche verkauft. Doch die Sowjets wollten die DDR loswerden. Die DDR war aufgrund des Zerfalls der Infrastruktur ein Negativposten. Die DDR hat die Sowjetunion viel Geld gekostet. Und das ist der Hauptgrund gewesen, warum man die DDR hat gehen lassen. Die Sowjets hatten ein Interesse daran. Und das ist etwas, das natürlich aus guten Gründen vom Mainstream nicht aufgearbeitet wird, weil der Sozialismus und Staatsinterventionismus positiv dargestellt werden soll. Wir haben heute durch die Grünen und die SPD und auch durch die CDU diese gefährlichen planwirtschaftlichen Tendenzen, siehe EEG, Verbrennerverbot und E-Auto-Subvention.
Wollen Sie andeuten, daß die Massendemonstrationen vor dem Mauerfall in Leipzig und anderswo eine Scharade waren?
Nein, natürlich nicht. Der Druck der Straße hat enormen politischen Druck ausgeübt, aber die Sowjets waren niemals bereit, in irgendeiner Form mehr Risiken einzugehen für einen Negativposten, den sie loswerden wollten. Sie haben lediglich den Preis hochgetrieben.
Ist bei der Wiedervereinigung etwas ökonomisch schiefgelaufen?
Allerdings. Die Währungsanpassung entsprach nicht den verschiedenen Produktivitäten der Industrien in Ost und West. Wenn die Produktivitäten in Wechselkursen jedoch nicht berücksichtigt werden, dann kreieren Sie Arbeitslosigkeit durch reale Lohnanpassungslimits, und genau das ist passiert. Diese langfristigen Anpassungsschwierigkeiten zwischen Ost- und Westdeutschland, die wir heute noch sehen, resultieren aus der damaligen Währungsumstellung zu einem völlig falschen Wechselkurs. Ich kann dennoch nachvollziehen, daß dies in dem Moment der historischen Chance der Wiedervereinigung als nachrangig betrachtet wurde.
Wer 1979 geboren wird und Mitte der Achtziger in die Schule kommt und in den Neunzigern aufs Gymnasium, der hat es normalerweise mit den sogenannten 68er-Lehrern zu tun. Sie auch?
Und wie! Ich habe deswegen meine Leistungskurse nach Lehrern ausgesucht, die einigermaßen ordentlich angezogen waren.
Wie bitte?
Ich konnte Lehrer, die mit ihren Birkenstock-Latschen in die Schule gekommen sind, nicht ganz für voll nehmen. Das ging nicht. Und sie haben auch nicht strukturiert gesprochen. Diese 68er-Lehrer sind für mich schon damals eine Zumutung gewesen. Daß gewisse Lehrpersonen unaufgeräumt und ungepflegt waren, hat mich in der Schule enorm gestört.
Was haben Sie gemacht: sich angepaßt und geschwiegen?
Keineswegs. Ich war in der Schule eher ein Störfall und fühlte mich durch diese 68er-Truppe auch stigmatisiert.
Heißt was?
Ich habe mich nicht angepaßt. Ich habe viele Tadel bekommen und bin auch häufig aus dem Klassenzimmer geflogen.
Wie haben Ihre Eltern reagiert?
Meine Eltern haben gesagt, solange die Noten stimmen, ist alles in Ordnung.
Und die Noten stimmten vermutlich.
Ja. Nur nicht in Religion, da habe ich mal eine Fünf gehabt.
Im Internet gibt es naturgemäß sehr viele Photos von Ihnen. Diese Photos sind keineswegs unvorteilhaft, was fürs negative Framing naturgemäß perfekt wäre – nein, ganz im Gegenteil, Sie sehen auf diesen Photos sehr gut aus. Aber wenn man dann auf die dazugehörigen Artikel klickt, dann ergießt sich, man kann es kaum anders sagen, eine Woge von Abscheu über Ihre Person. Wie halten Sie das aus, immer nur die böse rechte oder sogar rechtsextreme Politikerin zu sein? Lars Klingbeil, einer der beiden Parteivorsitzenden der SPD, hat Sie sogar Nazi genannt. Wie gehen Sie damit um? Haben Sie ein spezielles Training dafür?
Ich werde vor allem durch meine Familie und mich selbst getragen. Denn natürlich muß man bei dem täglichen Gegenwind, den Sie gerade beschrieben haben, sehr gefestigt sein, sonst kann man diese politische Arbeit nicht machen.
Waren Sie so gefestigt schon als junges Mädchen?
Ja, eigentlich immer schon, aber auch gleichzeitig sehr neugierig. Meine Eltern haben mir damals schon den Rücken gestärkt.
Sind Sie Einzelkind?
Nein, ich habe noch zwei Geschwister. Ich bin bei uns die Jüngste zu Hause, ich bin das Nesthäkchen. Ich habe wirklich eine tolle Familie, die mich unterstützt. Familie, das sind natürlich meine Partnerin und unsere Kinder. Ich glaube, ohne das würde es nicht gehen. Ich werde zu meinem Glück von einer gesunden sozialen Struktur getragen. Sonst könnte ich das tatsächlich nicht machen, das will ich ganz offen zugeben. Das mir zugemutete Framing ist unverschämt. Über den Bildungsstand von grünen Journalisten muß ich hier wohl kein Wort verlieren. Kurz und gut, man muß auch Humor haben, um das alles ertragen zu können. Das mußte ich über die Jahre auch lernen. Im ersten Jahr in der Öffentlichkeit habe ich mich wirklich über jeden schrägen Halbsatz geärgert und mir irgendwann gedacht, ich muß meinen Ansatz ändern, da es ansonsten nichts wird. Man kann nur geradeaus gehen, auf das Ziel zu, und das Ziel ist hier, diesen Leuten in die Speichen zu greifen, bevor sie dieses Land komplett zerstören.
Gab es da mal eine Schwäche, wo Sie gesagt haben, ich möchte das alles hinter mir lassen und lieber Schweizerin werden?
Nein, so weit habe ich nie gedacht. Aber seit den Vorkommnissen von Potsdam …
… Sie meinen die erlogene und längst widerlegte Correctiv-Kampagne über die in Potsdam angeblich beschlossene Massendeportation von Migranten auch mit deutschem Paß, weswegen der Bundeskanzler Anfang des Jahres zu Massendemonstrationen »gegen rechts« aufgerufen hat, an denen dann Hunderttausende in deutschen Großstädten teilgenommen haben …
… muß ich Ihnen sagen, ich weiß nicht, wozu dieser Staat noch fähig ist.
Sind Sie furchtlos?
Ja. Hinter geschlossenen Türen mache ich allerdings schon Risikoabwägungen.
In Ihrem Wikipedia-Eintrag steht, daß Sie lesbisch sind. Ein homosexueller Politiker war vor einigen Jahren für die Mainstream-Presse noch etwas ganz Tolles. Ich nenne nur Guido Westerwelle oder Jens Spahn. Aber seit LGB*+ ist schwul sein allein nicht mehr abendfüllend. Seit dieses Thema zur Ideologie geworden ist, muß man »queer« sein. Und darum werden Sie bei Wikipedia dafür getadelt, daß Sie nicht auch queer sein möchten. Denken Sie darüber nach oder ist Ihnen das egal?
Das ist mir egal. Das Ganze ist so verquer. Ich finde diese gesellschaftliche Diskussion so dermaßen schräg, denn diese LGBTQ+-Gender-Agenda ist von der Lebensrealität von Leuten wie mir meilenweit entfernt. Meine Partnerin und ich, wir sind ein ganz normales Paar. Wir nehmen uns ja nicht anders wahr als andere, die Kinder großziehen. Unsere Lebenswirklichkeit unterscheidet sich überhaupt nicht von heterosexuellen Ehen. Und darum verstehe ich auch dieses Schrille, dieses Überspitzte und dieses Politisierte nicht, und ich glaube, daß diese politische Agenda dem Anliegen von Homosexuellen schadet, die einfach in Ruhe gelassen werden wollen, die das auch überhaupt nicht in die Politik reingetragen haben möchten. Obwohl ich sagen muß, wenn homosexuelle Partnerschaften heute nicht gleichberechtigt wären, dann würde ich auch dafür eintreten. Aber inzwischen werden hier zu viele Sachen reingemischt, wie zum Beispiel diese Gender-Agenda mit der Auflösung der Geschlechter, was schädlich für die Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen ist, wenn sie nicht mehr wissen, wer oder was sie sind. Übrigens weiß ich aus Erfahrung, daß Kinder ein sehr genaues Gefühl dafür entwickeln, wer sie sind, daß es nur Mann und Frau (mit seltenen biologischen Unklarheiten) gibt und daß man sich das Geschlecht sicher nicht aussuchen kann. Und wir erziehen unsere Kinder so: Laßt euch von niemandem irgend etwas erzählen. Egal was ein Lehrer euch erzählt, was ihr im Radio hört – Fernseher gibt’s bei uns sowieso nicht zu Hause –, ihr müßt erst einmal hinterfragen.
Im Parteiprogramm der AfD habe ich nichts Rechtsextremes gefunden und noch nicht einmal etwas Rechtes. Aber vielleicht gibt es ja eine geheime Agenda.
Nein, eine Geheimagenda gibt es nicht. Das AfD-Programm ist kein rechtes Programm, es ist ein absolut freiheitliches Programm und vernünftig für die Bundesrepublik Deutschland. Ich kann daran überhaupt gar nichts Rechtes erkennen. Aber in Relation zur Parteienlandschaft werden wir rechts geframt. Tatsächlich ist unsere Positionierung ähnlich der der CDU vor dreißig Jahren.
Sie sind also keine rechte Politikerin?
Das ist für mich in der heutigen Zeit keine echte Kategorie. Das ist eine reine Zuordnung von außen.
Frau Marine Le Pen in Frankreich hat mit dem Rechts-Sein keine Probleme.
Wir bewegen uns doch in einem ganz anderen Spektrum. Das ist nicht das Spektrum zwischen links und rechts, sondern das Spektrum zwischen Staatsinterventionismus und Freiheit. Das sind die neuen Spannungsfelder. Wir sehen das in der Politik. Wir haben das während der Corona-Zeit gesehen. Wir haben das während der Euro-Rettungspolitik gesehen, die ja fortdauernd ist. Wir sehen das heute auch in der planwirtschaftlichen Energieproduktion. Das EEG ist pure Planwirtschaft. Wir sehen es beim Verbot des Verbrennungsmotors, bei der Subventionierung vom nichtwettbewerbsfähigen E‑Motor, das ist alles pure Planwirtschaft: Staatsinterventionismus gegen Freiheit und Marktwirtschaft. Das sehe ich aber nicht nur in Deutschland, sondern im gesamten Westen. Auf Kosten der bürgerlichen Freiheiten geht die Tendenz immer weiter Richtung Sozialismus.
Und das stört Sie?
Allerdings. Ich mache dafür Politik, daß die Menschen selbstbewußt durchs Leben gehen können, daß sie von ihrer Arbeit leben können, daß sie eine Vermögensbildung aufbauen können, da auch die Vermögensbildung vom Staat unabhängig macht. Ich setze mich dafür ein, daß wieder eine selbstdenkende unabhängige bürgerliche Mittelschicht entsteht, die sich vom staatlich verordneten Hamsterrad lösen kann. Ich möchte, daß die Menschen wieder frei denken können, unabhängig sind und auch wirklich Geld verdienen durch eine gute Ausbildung und gute Arbeit.
Ich frage mich schon lange, warum unser Staat diese freien, unabhängigen Menschen nicht mehr will. Ist das Stichwort dafür der sogenannte tiefe Staat?
Wir müssen nicht in die Diskussion einsteigen, ob es einen tiefen Staat gibt oder nicht – da müssen wir gar nicht hin. Doch was wir bei der Migration, den offenen Grenzen und bei Corona erlebt haben und leider weiter erleben, ist die Selbstermächtigung der Exekutive. Offene Grenzen und Corona, das war eine Stunde der Exekutive. Der Weg in die Knechtschaft. Das war wie ein Großtest.
Was wurde getestet?
Bei Corona wurde getestet, wie weit man gesellschaftlich gehen kann, hin zur völligen Kontrolle der Menschen. Und wie viele Lügen und Strafmaßnahmen man den Menschen aufbürden kann, daß sie sich sogar gegenseitig denunzieren. In der Corona-Zeit sind gesellschaftspolitische Prozesse entstanden, die wir eigentlich nur aus totalitären Regimes kennen. Nach dem Motto: Ich verpfeife jetzt meinen Nachbarn, wenn bei dem mehr Besucher kommen, als die Polizei erlaubt. Und gegenwärtig kommt gleich der nächste Schritt, denn vom geplanten Supergesundheitsministerium sollen sämtliche Patientendaten abgesaugt werden. Das Ziel ist ganz offensichtlich der gläserne Patient. Und was glauben Sie eigentlich, was bei diesen PCR-Tests an DNS abgegriffen wurde? Wir wissen es nicht. Es ist eine Riesensauerei, was hier mit den Menschen gemacht wurde. Von Aufklärung keine Spur. Die Mainstream-Medien schweigen.
Und die Verantwortlichen sitzen immer noch auf den Stühlen. So ist das. Und diesen Zustand haben Sie immer dann, wenn Sie eine Durchbrechung des Verantwortungsprinzips haben, wenn die Einheit von Handlung und Haftung nicht mehr gegeben ist. Wenn sich also Politiker nicht mehr verantwortlich fühlen oder nicht mehr verantwortlich gemacht werden für ihr Handeln.
Als 2015 die ersten Migranten aus Ungarn bei uns ankamen, war Ihnen damals sofort klar, daß das nicht korrekt ist, weil diese Menschen aus sicheren Lagern kommen und dort schon Asyl haben?
Das war mir sofort klar. Es ist mir auch schon als Kind klar gewesen, daß wir mit einer muslimisch geprägten Kultur schwer kompatibel sind. Ich bin in einem völlig überforderten Dorf aufgewachsen, wo ich auch mit zugewanderten Muslimen zu tun hatte. Das war immer sehr anstrengend. Die inhärente Frauenverachtung, die Verachtung der Christen. Und ich habe den politischen Islam immer als eine Bedrohung wahrgenommen für mich als Frau und für unsere freiheitliche Gesellschaft. Und was uns die Messermorde zeigen: Hier gibt es einen Haß gegenüber der Aufnahmekultur. Wir haben uns eine gewaltaffine archaische Kultur ins Land geholt, und wir werden die Menschen dieser Kultur nicht integrieren können. Jene, die sich nicht an unsere Ordnung halten möchten, müssen in ihre Ursprungsländer zurück. Das betrifft selbstverständlich nicht jene Muslime, die sich an deutsches Recht und Gesetz halten.
»Ich traue Trump zu,
den Ukrainekrieg schnell zu beenden.«
Die AfD ist bei den Landtagswahlen in Thüringen die stärkste Fraktion geworden und in Sachsen kurz hinter der CDU die zweitstärkte Fraktion. Es gibt mit AfD und CDU zusammen in beiden Bundesländern eine klare konservative Mehrheit. Dennoch sieht es aktuell nicht so aus, als ob die AfD dort in die Regierungsverantwortung kommen wird. Gleichwohl frage ich mich, ob die AfD schon regierungsfähig ist. Kann die AfD schon den Ministerpräsidenten stellen?
Zunächst: Ja, das können wir. Und wir sind bekanntlich mit Ministerpräsidentenkandidaten auch in den Wahlkampf gegangen. Doch zufrieden sein kann man mit dem Wahlergebnis dennoch nicht. Tatsache ist, daß wegen der sogenannten Brandmauern der Wählerwille nicht berücksichtigt wird. Darum sind Brandmauern grundsätzlich antidemokratisch. Sowohl in Thüringen als auch in Sachsen wollen zwei Drittel der Wähler eine große Koalition aus AfD und CDU. Und wenn das nicht geschieht, wenn das Gegenteil gemacht wird, mit linken Resten, dann ist das nichts anderes als ein Wählerbetrug. Und der kann eigentlich letztendlich niemanden zufriedenstellen. Und der Hauptverantwortliche dafür ist natürlich die CDU.
Und wie kommentieren Sie das Wahlergebnis in Brandenburg?
Die AfD hat es geschafft, fast 30 Prozent der Wähler zu überzeugen. Bei den Jungwählern und Noch-nicht-Wählern (U16) sind wir die stärkste Kraft. Die Grünen sind in dieser Altersgruppe mittlerweile komplett abgemeldet. Die AfD liegt bei allen Altersgruppen unter 60 klar an erster Stelle. Letztlich haben die über 70jährigen die SPD gerettet. Dazu kommt, daß unsere Partei die meisten Wahlkreise gewonnen hat (25 von 44) und auch Ministerpräsident Woidke das Direktmandat abnehmen konnte. Die AfD ist die Partei der Zukunft, das zeigen uns die drei Wahlen im Osten sehr deutlich.
Wir haben in Thüringen und Sachsen eine ähnliche Situation wie in Frankreich, wo der Rassemblement National, sprich Le Pens Partei, auch mit Tricks um den Wahlsieg betrogen worden ist. Das müßte doch jetzt eigentlich eine gute Gelegenheit sein, daß sich, um es etwas pathetisch zu sagen, die AfD und der Rassemblement National wieder versöhnen. Was ist da vor den EU-Wahlen schiefgelaufen?
Der Umgang des Rassemblement National mit der AfD war nicht ganz fair. Aus Paris wurden wir als der Gottseibeiuns der europäischen Rechten gebrandmarkt. Das hat uns im Wahlkampf wahrlich nicht geholfen. Ursprünglich hatte sich Frau Le Pen »nur« an unserem Spitzenkandidaten gestoßen …
… das war Maximilian Krah …
… aber die Art und Weise der Kommunikation und der Kollegialität, das war schon sehr speziell, um es sehr freundlich auszudrücken. Frau Le Pen hat sich in den Medien an uns abgeputzt.
Und wie ist das mit Italien und Giorgia Meloni?
Ich kenne sie nicht persönlich.
Möchten Sie die italienische Ministerpräsidentin nicht kennenlernen?
Doch, natürlich. Ich möchte jeden kennenlernen.
Wären Sie froh, wenn Trump die Wahl gewinnt, oder kann uns das US-Wahlergebnis in Deutschland egal sein?
Nein, das kann niemandem egal sein. Ich traue Donald Trump zu, daß er den Krieg in der Ukraine sehr schnell beendet. Denn der Krieg ist ein Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Rußland. Und wenn ein amerikanischer Präsident sagt, daß das jetzt beendet wird, dann wird das auch beendet. Donald Trump hat das bekanntlich bereits angekündigt, und als Präsident sind seinen Ankündigungen in der Regel auch Taten gefolgt. Er hat eine sehr gute Bilanz als Präsident, sowohl innenpolitisch als auch außenpolitisch. Er hat nie einen Krieg begonnen. Das muß man ihm einfach lassen.
In der Presse liest man ab und an, die AfD will Deutschlands Nato-Austritt. Stimmt das?
Wir sehen viele Entwicklungen innerhalb der Nato sehr kritisch. Ein Austritt ist kein Teil der Programmatik. Wir fordern aber, den europäischen Arm innerhalb des Bündnisses zu stärken.
Wollen Sie Bundeskanzlerin werden?
Das ist für mich ein Amt, vor dem ich demütig bin. Und ich würde mir für den derzeitigen Amtsinhaber und auch für die Amtsvorgängerin wünschen, daß man mit diesem Amt demütig umgegangen wäre. Und dementsprechend wage ich das gar nicht zu denken. Das ist einfach sehr weit weg und hochgradig spekulativ. Und dafür bin ich zu sehr Realistin und arbeite aber auch sehr gerne in der Position, in der ich jetzt bin.
Frau Dr. Weidel, vielen Dank für das Gespräch! ◆
INGO LANGNER,
geb. 1951 in Rendsburg, lebt in Berlin. Autor, Literaturkritiker und Publizist sowie lange Zeit Fernsehproduzent und Theaterregisseur; heute Chefredakteur von Cato. In Heft 1/2024 erschien sein Beitrag »Kunst oder Künstler«. »Zu einer Kultur, in der die Lüge unter der Maske der Wahrheit und der Information auftritt, zu einer Kultur, die nur das materielle Wohlergehen sucht und Gott leugnet, sagen wir nein«