Ausgabe No. 1 | 2025: Realisten braucht das Land
Donald Trumps Bild mit blutigem Kopf und erhobener Faust hat Freund und Feind vor allem eines gezeigt: Dieser Mann ist vollkommen furchtlos. Auch darum ist dem Photo vom 47. Präsidenten der USA Sekunden nach dem Attentat in Butler/Pennsylvania am 13. Juli 2024 ein Platz in den Geschichtsbüchern schon heute sicher. Über die Hintergründe des Mordversuchs werden wir nach Trumps Inauguration vermutlich mehr erfahren. Doch die ihr anvisiertes Ziel nur knapp verfehlenden Kugeln haben offenkundig gemacht, daß sich die USA schon seit Trumps erster Amtszeit (2017–21) in einem mit juristischen Finten ausgefochtenen Bürgerkrieg befinden. Von Carl von Clausewitz (1780–1831) stammt die Erkenntnis: »Der Krieg ist ein Akt der Gewalt, und es gibt in der Anwendung derselben keine Grenzen.« Der preußische Generalmajor und Heeresreformer wußte, wovon er schrieb. In der Schlacht bei Jena und Auerstedt (14. Oktober 1806) war Clausewitz von Napoleons Marschall Murat geschlagen und gefangengenommen worden, und in der Schlacht bei Waterloo (18. Juni 1815), die Napoleons Ende besiegelte, gehörte er zu den Siegern. Der französische Religionsphilosoph René Girard (1923–2015) hat Clausewitz’ ikonisch gewordenes und unvollendet gebliebenes Buch Vom Kriege gründlich analysiert und bringt dessen Substanz für das Hier und Heute so auf den Punkt: »Die neuen Kriege sind asymmetrische Konflikte, in denen auf beiden Seiten ein verschärftes Defensivprinzip herrscht. Die Eskalation der Gewalt entspringt hier der Tatsache, daß sich jeder als Opfer des anderen ausgibt, den er nur in Reaktion auf dessen angebliche Offensive angreift.« Wer sich die offiziellen politischen Verlautbarungen aus Moskau und Kiew über den Russisch-Ukrainischen Krieg vor Augen führt, der wird Girards These die Zustimmung nicht verweigern. »Der Krieg ernährt den Krieg. Gehn Bauern drauf, Ei, so gewinnt der Kaiser mehr Soldaten.« Ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 habe ich im Editorial diesen Satz aus Friedrich Schillers Wallenstein zitiert. Schillers Dramentrilogie handelt vom Dreißigjährigen Krieg. Nach dem Westfälischen Friedensschluß am 24. Oktober 1648 war Deutschland verwüstet und entvölkert. Ich erinnere daran heute deshalb erneut, weil sich hierzulande eine unheilige schwarz-gelb-grüne Allianz entschlossen zeigt, Deutschland de facto zur Kriegspartei zu machen. Während die realitätsblinden Merz, Lindner, Habeck et al. sich jenen vielzitierten politischen Schlafwandlern annähern, die für den Ersten Weltkrieg verantwortlich waren, scheint Donald Trump der einzige unter den Mächtigen dieser Welt zu sein, der ernsthaft entschlossen ist, diesen vermaledeiten europäischen Krieg schnell zu beenden. Zum alles entscheidenden Faktor kann Trump allerdings erst nach seinem Einzug ins Weiße Haus am 20. Januar 2025 werden. Vier Wochen danach wird möglicherweise ein neuer Deutscher Bundestag gewählt. Ich werde keine Kriegstreiber wählen. Realisten braucht das Land.
Ihr Ingo Langner
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