Ausgabe No. 3 | 2025: Kurzer Lehrgang über den Verrat
Ob im Krieg oder im Frieden, oft ist Verrat im Spiel, wenn ein Mensch aufsteigt oder fällt. »Ich liebe den Verrat, aber hasse den Verräter«, soll Julius Cäsar gesagt haben. Er wird sicher gewußt haben, warum. Und weil heuer am 20. April Ostersonntag ist, sei der Hinweis erlaubt, daß es einen geheimnisvollen und final wohl nicht einmal von Kirchenvätern restlos aufgeklärten Zusammenhang zwischen Verrat, Kreuzestod und Auferstehung gibt. »Einer von euch wird mich verraten. Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde«, offenbart Jesus im Evangelium nach Johannes seinen zwölf Jüngern. »Dann tauchte er das Brot ein, nahm es und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, fuhr der Satan in ihn. Jesus sagte zu ihm: Was du tun willst, das tu bald!« An dieser Stelle fragt sich der theologische Laie: Was wäre geschehen, hätte Judas das Brot abgelehnt? Hatte in dieser heilsgeschichtlichen Stunde der bis dahin nur potentielle Verräter noch eine Wahlfreiheit? Der neuerdings im Oval Office des Weißen Hauses gern zitierte gesunde Menschenverstand wird diese Frage allein schon deshalb mit Ja beantworten, weil Sterbliche diesseits vom Tod immer die Wahl haben, sich für das Wahre, Gute und Schöne und gegen das Falsche, Böse und Häßliche zu entscheiden. Kompliziert wird die Sache erst dann, wenn gewisse politmediale Kreise mit allen ihnen zur Verfügung stehenden »narrativen« Mitteln dafür sorgen, daß das objektiv Falsche zum bloß scheinbar Richtigen erklärt wird. Genau das ist bei der Liquidierung der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse mit einer Zweidrittelmehrheit des vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier am 27. Dezember 2024 aufgelösten 20. Deutschen Bundestags am 18. März geschehen. Zwar bin ich weit davon entfernt, auch nur zaghaft andeuten zu wollen, daß (wie weiland beim Judas Iskariot) am Wahlabend und zur mitternächtlichen Stunde der Satan in Friedrich »Whatever it takes« Merz gefahren ist. Was zumindest eine handfeste Antwort auf die zahllose CDU-Wähler umtreibende Rätselfrage wäre, warum Merz bereits als Kapitulant mit einer hocherhobenen weißen Fahne in die Sondierungsverhandlungen mit der SPD ging und, das kommt hinzu, dabei von niemandem in seiner Partei und auch nicht von CSU-Chef Markus »Janker« Söder aufgehalten wurde. Aber wie sonst ist der Verrat an den Unionswählern zu erklären? Eher verständlich ist die Chuzpe der Sozialdemokraten. Denn auch wenn man das schlechteste Wahlergebnis aller Zeiten erzielt – Linke jedweder Couleur lassen sich seit anno Schnee deshalb von solchen Petitessen nicht erschüttern, weil sie fest davon überzeugt sind, für immer und ewig auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Diese tiefverwurzelte Grundüberzeugung teilen auch die deutschen Sozialdemokraten. Immerhin, sie haben eine. Merz hat keine und wird am Tag seiner Kanzlerwahl nicht einmal 30 Silberlinge sein Eigen nennen können.
Ihr Ingo Langner
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