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Editorial von Andreas Lombard
Nein, auch bei den Grünen ist nicht alles schlecht. Es gibt Politiker unter ihnen, die mit sehr vernünftigen Äußerungen auffallen – was freilich innerparteiliche Zurechtweisungen nach sich zieht. Vor allem der vorgebliche Daseinszweck der Grünen, der Schutz der Umwelt und ihrer Ressourcen, ist sehr zu begrüßen. Die Kritik, der sich die Partei stellen muß, betrifft denn auch den Verrat an ihrem eigenen Programm, und der beginnt bei der symbolpolitischen Gängelung im Alltag und endet bei ihrem ra(c)ketengleichen Fanatismus in der Migrations- und Energiepolitik. Auf diesen Feldern ist die Inkaufnahme der materiellen und sozialen Folgekosten von einer vorsätzlichen Zerstörung des sensiblen Gemeinwesens namens Bundesrepublik Deutschland kaum noch zu unterscheiden. Die grüne Hysterie, die weit hinaus über die Grünen bis in die Spitzen der Regierung reicht, zerstört die Leistungsfähigkeit einer der wichtigsten Industrienationen der Welt, statt sie konstruktiv auf ökologische Weise umzubauen. Die Grünen erweisen sich als eine hochmütige Priesterkaste, die das schlechte Gewissen der Wohlstandsgesellschaft verwaltet, indem sie einen einträglichen Ablaßhandel organisiert, der darüber hinaus mit ihrer sozialistischen Umverteilung harmoniert.
»Das Böse«, sagte einst Thomas von Aquin (wobei es hier genügt, vom Schlechten zu reden), »ist das Fehlen des Guten.« Viel schlimmer als das, was die Grünen so anrichten, ist die Tatsache, daß sie an all das Gute, das aus ihrer Sicht so nahe läge, anscheinend nicht einmal denken. Nehmen wir an, es gäbe den menschengemachten Klimawandel wirklich. Oder nehmen wir an, wir würden wegen der immer höheren Erschließungskosten schon bald aus der Nutzung fossiler Energieträger aussteigen (vgl. das Interview mit Thomas Hoof). Dann müßten wir die globalen Lieferketten so weit wie möglich kappen und uns in großem Konsumverzicht üben. Wir wären auf einen explosionsartigen Anstieg der regionalen landwirtschaftlichen und handwerklichen Produktion angewiesen. Wir brauchten einen Städtebau der kurzen Wege à la Léon Krier. Wir müßten die Jugend in praxisnahe Berufe stecken, statt sie mit Gender-Mainstreaming zu verblöden. Wir bedürften einer Renaissance des Dorf- und Kleinstadtlebens sowie der Familienbetriebe mitsamt einer auf Subsidiarität ausgelegten Politik, welche die Familie schützt und nicht zerstört. Und nötig wären nicht zuletzt radikale Steuererleichterungen, begleitet von einer Bodenreform zur Selbstversorgung im großen Stil. Denn im Begriff der Ökologie steckt das griechische Wort oikos (= Haus), und »Haus« bedeutet im Deutschen oft auch »Familie«.
Ökologische Politik hieße, die Menschen zu ermächtigen, statt ihnen die Luft zum Atmen zu nehmen. Eine Volkswirtschaft fast ohne Kohle, Öl und Gas würde ein radikales Umdenken voraussetzen, beginnend mit einer Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede, die keiner unserer Politiker zu halten wagte. Ein solches Programm wäre hart, aber auch krisenfest. Es würde eine pragmatische (»friderizianische«) Einwanderungspolitik erfordern, von der wir nur träumen können. Wahre Ökologie bedeutet, jene Korruption durch die globalen Eliten zu brechen, die auch die Grünen längst erfaßt hat und die, dem Historiker Rolf Peter Sieferle folgend, das ökologische Potential des Menschen nicht »aktivieren«, sondern »stillstellen« will – zu erkennen an der hemmungslosen Regulierungs- und Verbotswut unserer Tage. Naturgemäß führen solche Diktate zu heftigem politischen Widerstand, der wiederum nicht die Einsicht der Herrschenden, sondern, besonders bei den Grünen und ihren Freunden in allen regierenden Parteien, nur die macht- und steuerpolitische Übergriffigkeit befördert – findet Ihr